Donau zeitung
Siegfried Bauer

Hinreißende Verwandlungskünste: Clown, Geiger, Sänger, Tänzer...

Zweieinhalbtausend Besucher erlebten in der Donauhalle Herman van Veens perfekte Show


Ulmisten!

Man nehme die schönste Musik, die es gibt, lasse sie so über dem Land erklingen, daß die, die Böses Vorhaben, sofort das Kriegsspielen vergessen. So einfach ist das, zumindest für Herman van Veen.



Nicht nur dadurch unterscheidet sich der Holländer von der Vielzahl seiner Kollegen, die glauben, durch einen schnell daher gesagten Satz ihren Beitrag zum Frieden leisten zu müssen. Herman van Veen bleibt Clown auch hier, bleibt auf der naiven Ebene der Künstler. Diese Naivität zieht sich wie ein roter Faden durch seinen dreieinhalbstündigen Auftritt im Rahmen einer SUDWEST PRESSE-Veranstaltung von dem gut 2500 Menschen am Mittwoch abend in der Donauhalle begeistert waren.

Eine - Widerspruch oder nicht - technisch perfekte Naivität freilich. Die Gags, die der Holländer in sein Programm streut, hat man sicherlich schon dutzendfach gesehen. Aber sie wirken alles andere als abgedroschen, wenn er zum Beispiel über einen Koffer stolpert, der ihm im Weg steht. Was er macht und wie er's macht: Es ist alles von einer spielerischen Leichtigkeit geprägt, die das Zuschauen und Zuhören zum faszinierenden Erlebnis machen.

Auch deshalb, weil der Allround- künstler eine schier unglaubliche^ Vielseitigkeit präsentiert. Als Clown, Pantomime, Geiger, Schlagzeuger, Sänger, Tänzer: In allem scheint van Veen perfekt. Hinreißend seine Verwandlungskünste, brillant seine Blues-Parodie, in der er die Vertreter dieser Sparte arg auf die Schippe nimmt, gleichzeitig aber zeigt, welch ein Alleskönner er ist..

Das alles bliebe freilich bei weitem nicht so eindrucksvoll, wenn der Holländer nicht von exzellenten Musikern begleitet werden würde: Eric van der Wurff (Piano), Nard Reijnders (Saxophon), Cees van der Larse (Baß) und Chris Lookers (Gitarre).
So breit die Palette seiner Darstellungsformen, so vielfältig die Inhalte seiner Lieder: Er singt viel von der Liebe, von Gefühlen, von Angstgefühlen: Um den Arbeitsplatz, um den Frieden, um die Zukunft.

Es fällt manchmal nicht leicht, dem Holländer zu folgen, aber es macht ungemein Spaß. Zum einen, weil er auf der Bühne eigentlich ständig in Bewegung ist, springty _ hüpft, geht, sitzt oder kriecht. Andererseits, weil seine Gedankensprünge abrupt kommen, Ernsthaftigkeit mit Clownerie ständig wechseln und höchste Aufmerksamkeit erfordern. Er ist sicher nicht bequem, und will es auch gar nicht sein. Er spielt bewußt mit der Eitelkeit des Publikums, wenn er Ulm immer wieder erwähnt, bewußt überstrapaziert, und damit die biederen Einschmei- chelungsversuche seiner Kollegen auf den Arm nimmt. Er dokumentiert die Nähe zu seinem Publikum auf andere Weise. Dann nämlich, wenn er es mit in seine perfekte Show einbezieht.

Und das tut er eigentlich zu jedem Zeitpunkt, auch wenn er gerade nicht durch die Zuschauerreihen spaziert.



Siegfried Bauer